Hier reden wir von „normal“ hergestellten Weinen, was weit über 90% der Weinproduktion der Welt darstellt. Also nicht von durchoxidierten Weinen, wie z.B. Orange Weine, oder bewusst oxidierten Weinen wie Sherry usw.

Sauerstoff (O), bzw. in seiner typisch vorhandenen Form als Dioxygen O2, ist sowohl Freund als auch Feind des Weines.

Auf der einen Seite hilft er während der Gärung zur Vermehrung der Hefen, unterstützt die Reifung, macht Weine komplexer und sorgt für den Abbau von z.B. Schwefelwasserstoff (H2S) - stinkt nach faulen Eiern, oder hilft bei der Polymerisation, die die Weine komplexer macht.

Auf der anderen Seite verbindet er sich mit Alkohol und bildet Acetaldehyd - der Wein wirkt flau und abgestanden, oder Rotwein verliert die Farbe durch die Reaktion der Anthocyane (Phenole) mit Sauerstoff usw.

Es geht also immer um das richtige Maß - wie immer im Leben.

So wenig wie man Oxidation während der Verarbeitung zulassen will, so heftig vermeidet der Produzent die Oxidation des fertigen Produktes. Er verschließt die Flaschen!

Was also durch Flasche und Verschluss bis dahin verhindert wurde, die Berührung des Weines mit Sauerstoff (Oxidation), ist beim Trinken zur Aromenentfaltung erwünscht.

Belüften, manche sagen auch Aerieren, soll die Aromaentfaltung beschleunigen. Das ist nicht mit Ablüften zu verwechseln, was gemacht wird, wenn bei Öffnen Essiggeruch oder andere unerwünschte Gerüche sich oben zwischen Wein und Verschluss angesammelt haben. Also ein kurzes stehenlassen oder besser das Einschenken des Probierglases um zu erfahren, ob es sich um einen immanenten Weinfehler handelt.